Auf vieler Weise kann man Malaysia nachsagen ein wahres Paradies zu sein, ein Schlaraffenland, in dem Flüsse aus Milo-Kakao fließen und Süßigkeiten an Bäumen wachsen. Schon landschaftlich besticht das Land durch seine Vielfältigkeit, von wunderschönen Sandstränden auf Langkawi bis hin zu dichtem Urwald in den Cameron Highlands kann man an dieses Land sein Herz verlieren. Offene, herzliche Einheimische beschleunigen diesen Prozess nur noch einmal mehr. Doch da der Mensch von Natur aus eher blind für das Schöne ist und man sich schneller an perfekten Dingen sattsieht, als man es gerne wahrhaben möchte, ist es hilfreich die hässlichen Dinge nicht zu übersehen. Sie vielleicht auch garnicht als per se hässlich wahrzunehmen, sondern einfach als anders, Kontrapunkte zu den gängigen Instagram-Traumbildern. An den Orten, die man als Besucher des Landes nur rasch durchquert regieren Monokulturen das landschaftliche Bild. Riesige Palmölplantagen säumen die Autobahnen Meile um Meile, so dass man oft aus dem Busfenster nur diese Schau geboten bekommt. Dass Malaysia einer der Hauptproduzenten für Palmöl ist erfahren wir erst hier, wenn man es mit eigenen Augen sieht kann man es doch nicht mehr von der Hand weisen.
Wie auch zuvor in Thailand ist Müllentsorgung eine weitreichendes Problem, das nicht nur die Landschaft verschandelt, sondern auch beachtlich Folgen für die Meeresbewohner an den Küsten hat. Selbst in Gebieten, die als Dschungel ausgewiesen sind finden wir immer wieder Plastikmüll, besonders achtlos in die Natur entsorgte Flaschen. Erneut erscheint es einfach, dieses Vorgehen mit einem Fingerzeig zu rügen, wenn man die Hintergründe ausblendet. In Deutschland sind wir es gewohnt, dass gutes Trinkwasser aus dem Hahn kommt, in Malaysia hingegen trinken selbst die Einheimischen das Wasser aus dem Hahn nicht, Magenverstimmungen durch Eiswürfel aus Leitungswasser muss man also eher nicht befürchten. Der Verbrauch an Plastikwasserflaschen ist somit, trotz einer Vielzahl an Wasserspendern, enorm. Jetzt mag sich jeder Deutsche entrüstet denken, dass hier vor Ort ein Umdenken stattfinden müsse, vielleicht sollte man aber vielmehr bedenken wie absurd es für einen Malaysier in Deutschland sein muss, dass bei uns stilles Wasser in Plastikflaschen in unendlichen Variationen erworben werden kann, wobei wir genauso gut unser Kranwasser trinken könnten. Als deutscher Bürger sollte man sich den erhobenen Zeigefinger auch nur dann erlauben, wenn man es selbst bewusst besser macht.
Gleiches gilt für Plastiktüten, wenn man nicht schnell regiert verschwindet jeder noch so kleine Einkauf in den Untiefen einer dünnwandigen Variante dieses umweltschädlichen Produkts. Der Niedergang unserer Zivilisationen wird die Trägheit der Menschen sein, auf die eine oder die andere Weise. Wie in Deutschland sind sich die Menschen zu schade ihr Einkäufe in den Armen nach Hause zu tragen oder einen wiederverwendbaren Beutel mitzubringen, generell sieht man auch kaum einen Menschen auf den Bürgersteigen. Unser Wunsch hier auf den eigenen Füßen voran zu kommen wird belächelt und wir lächeln zurück auf die Bürger eines Landes, das einen der höchsten Anteile an Fettleibigen und Diabetes-Erkrankten Menschen in Südostasien hat. Schon in Deutschland war diese Entwicklung nicht unbemerkt geblieben, aber in einem Land in dem man als Reisender Tag für Tag alles beobachtet und aufsaugt bemerkt man schnell: dieser Lebensstandard hat keine Zukunft. In Industrieländern, in denen süße, verarbeitete Nahrungsmittel leichter zugänglich und gefragter sind, als Obst und Gemüse und in denen jeder Art der Fortbewegung nicht mehr auf eigener körperlicher Leistung beruht sind die langfristigen Folgen abzusehen. Ein wirklicher Wunsch zum Wandel lässt sich nicht erkennen, weder bei uns noch hier. Wir wollen immer mehr. Auf Kosten unseres Planeten und am Ende des Tages auf unsere eigenen Kosten.
Auf viele Arten und Weisen fühlte sich Malaysia wie ein Besuch in der Heimat an, als sei man wieder in Europa. In den großen Städten konnte man sich in den Malls verlaufen. Große Fast-Food Ketten hatten sich nahezu überall etabliert, der Handyempfang, sowie das Busnetz waren hervorragend und ließen das Abenteuer Weltreise so bequem verlaufen wie einen geplanten Pauschalurlaub. Mit einem entscheidenden Unterschied: den Menschen. Während in Deutschland eine Konversation mit fremden Menschen beinahe unmöglich erscheint, man sich Leuten kaum nähern kann ohne, dass einem mit Misstrauen begegnet wird, war ein ungezwungenes Gespräch hier immer möglich. Bat man um Hilfe oder um notwendige Informationen, dann erhielt man diese hier auch immer mit einem kostenlosen Lächeln dazu. Zu keinem Zeitpunkt hatten wir das Gefühl den Leuten um uns herum misstrauen zu müssen und die Gastfreundschaft der Malaien ist unvergleichlich. Zugegeben hatten wir zunächst Sorgen vor den vorherrschenden Sitten des Islam, nicht weil wir uns nicht anpassen wollten oder uns eingeschränkt fühlten, sondern vielmehr, weil wir mit unserem Unwissen Niemandes Gefühle verletzen wollten. Doch wir wurden mit offenen Armen aufgenommen im Schlaraffenland und wurden zum Dank mit Herzlichkeit, kulinarischen Köstlichkeiten und landschaftlicher Schönheit überschüttet. Wenn man nicht mehr viele materielle Habseligkeiten hat, ist man offener für die Geschenke auf menschlicher, emotionaler Ebene und dieses Land hat uns reich beschenkt.