Die Lage spitzt sich zu – Wie Corona uns die Zeit in Kambodscha stahl

Kambodscha hieß uns auf eine schroffe Art willkommen. Direkt in den ersten Tagen in Phnom Phem wurden wir überwältigt von schwerwiegenden Eindrücken, wie bettelnden Kindern; Kinder, die ihren Hunger aus Abfalltüten stillten und Müttern, die mit ihren wenige Tage alten Neugeborenen Kaugummi an Touristen verkaufen mussten. Kaum drehte man den Kopf nur ein wenig, erblickten die Augen alte, weiße Männer begleitet von jungen, einheimischen Frauen, deren leere Blicke Bände sprachen. Die Restaurants waren voll von einsamen, älteren Herren weißer Hautfarbe, die sich beschimpften oder bis zur Besinnungslosigkeit mit dem günstigen einheimischen Draught-Bier betranken. Ernüchternde Erfahrungen, die uns zermürbten, indem sie uns zunächst alle westliche Bequemlichkeit nahmen mit ihrem ungeschönten Anblick der Armut und einem danach in Scham versinken lassen, die Armut dieser Menschen als anstrengend zu empfinden. 

Der Corona-Virus brachte das Land ins Straucheln. War doch die ganze Welt ins Lahmen geraten. Der Tourismus als einer der wichtigsten Wirtschaftszweige in Kambodscha war stark eingebrochen, aus Angst vor der Krankheit und der zunehmenden Schließung von Ländergrenzen blieben Touristen aus und machten das Leben der Einheimischen ungleich schwieriger. Unzählige TukTuk-Fahrer boten uns ihre Dienste an, wollten sie uns aus Verzweiflung geradezu aufdrängen, die Straßenränder waren voll von Arbeitern auf Rädern, denen die Kundschaft fehlte. Die Krise war so weitreichend, dass die Kambodschanische Regierung den Unterkünften in den Touristengebieten die Steuern erließ und sogar die kostspieligen Tickets für Angor Wat nun teilweise doppelt so lange gültig waren zum selben Preis. Die Hauptsache war, dass die wenigen Touristen blieben. Im Gegensatz zu Vietnam, das zur Eindämmung des Virus zu dieser Zeit immer mehr Menschen die Einreise aus betroffenen Ländern erschwerte oder verbot, war Kambodscha weiterhin für alle Reisenden offen. Ein direktes Einreiseverbot hätte das Land noch schwerer getroffen. 

Die neuen Restriktionen und Kontaktverbote, die zu dieser Zeit in Europa aufkamen, betrafen uns hier nur sehr wenig. Wir trugen auf langen Busfahrten immer häufiger freiwillig eine Atemschutzmaske, aber unsere Reisepläne konnten wir ungestört fortführen. So kam es, dass wir vor lauter Sehnsucht nach dem Meer schneller durch dieses schöne Land durchreisten, als wir ursprünglich geplant hatten, in Anbetracht der weiteren Entwicklungen sollte sich dies später als kleiner Vorteil erweisen. Von Phnom Penh ging es für uns weiter nach Siem Reap, wo wir zwei ganze Tage hatten, um uns ein Bruchstück der weitläufigen und wunderschönen Tempelanlagen von Angkor Wat anzusehen. Obwohl ich aufgrund der hohen Eintrittspreise in Relation zu unserem eingeschränkten Reisebudget zunächst am Besuch der Tempelanlagen zweifelte, stellte sich diese Investition als eine der besten Ausgaben heraus, die wir seit langem getätigt hatten. Wir hatten viele der riesigen Tempelanlagen beinahe für uns alleine und konnten ungestört in den alten Gemäuern nach Tokay-Geckos Ausschau halten, die uns mit ihren ungewöhnlichen Rufen in ihren Bann gezogen hatten.

Nur wenige Tage verbrachten wir in Battambang und Kampot und dennoch erlebten wir in dieser kurzen Zeit einige wunderschöne Momente, die wir nicht missen möchten. In Battambang sahen wir in der Abenddämmerung unzähligen Fledermäusen beim Ausschwärmen zu ihrem nächtlichen Beutezug zu und in Kampot erkundeten wir auf einem gemieteten Roller eine Pfefferplantage und die umliegenden Strände und genossen unsere Freiheit in vollen Zügen. Dennoch war keine Freude größer als die Vorfreude, die wir hatten, als wir am Anleger in Sihanoukville auf die Fähre warteten, die uns endlich nach Koh Rong Samloem bringen sollte. Und wir wurden nicht enttäuscht: die folgenden Tage verbrachten wir jeden Tag am Strand und erkundeten stundenlang mit Taucherbrille und Schnorchel bewaffnet die umliegenden kleinen Korallenriffe und bestaunten die vielen bunten Meereslebewesen, die sich in der Nähe der traumhaften Sandstrände aufhielten. Leider verkürzte die Ausbreitung des neuen Virus unseren Aufenthalt in Kambodscha um fast zwei Wochen und schweren Herzens, aber mit vernünftigem Geist zogen wir weiter nach Thailand. Aber die wunderschöne Natur dieses Landes und der Gedanke an die unglaublich herzlichen und liebenswerten Einheimischen bringen viele positive Erinnerungen mit sich. Am bemerkenswerten finden wir bis heute, dass selbst kleine Kinder und ältere Menschen oft erstaunlich umfassende Englischkenntnisse hatten und wir aus diesem Grund beschämenderweise kein Wort der Khmer-Sprache gelernt haben. Kambodscha war wunderschön und ich hoffe, dass wir eines Tages wiederkommen mit etwas mehr Zeit im Gepäck um dieses einmalige Land und auch seine Sprache ausgiebiger zu erkunden. 

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