Das Schöne Unbekannte – Mit dem Van nach Malaysia

Assoziationen sind etwas verrücktes. Verbindungen, die das Hirn vollkommen willkürlich hervorbringt, oft sogar ganz subjektiv, abseits der Logik. Zu den meisten Ländern hat man gewisse Erwartungen, Vorstellungen, gar klare Bilder im Kopf, wenn man sie in Gedanken bereist. Malaysia allerdings war gänzlich unbelastet, beide hatten wir keine schlechten Erwartungen an Malaysia und keine Guten, einfach nichts. Malaysia war nicht auf unsere Reiseroute gelangt, weil wir ein bestimmtes Ziel hatten, auch nicht, weil wir hindurch in das nächste Land wollten. Nein, Malaysia war einfach eine praktische Entscheidung wegen den kostenlosen drei Monaten Aufenthaltserlaubnis, die man deutschstämmigen Staatsbürgern hier zugesteht. Wir waren also unbeschriebene Blätter, ganz und gar tabula rasa und so sogen wir die Eindrücke der nächsten Wochen auch auf. 

Mit einem vollgestopften Van wollten wir und einige indonesische Mitreisende nach Malaysia einreisen. Wir waren angespannt, es war die erste Einreise auf dem Landweg und obwohl die malayische Regierung ein gültiges Rückreiseticket als Voraussetzung angab waren wir ohne ein solches unterwegs. Da wir nicht wussten, was uns erwartet, stand natürlich auch die Ausreise in den Sternen. Wer würde sich schon festlegen wollen, wenn man einfach so drei Monate Aufenthaltsgenehmigung bekommt und darüberhinaus wussten wir nicht einmal ob uns unsere Reise weiter nach Indonesien oder zurück nach Thailand bringen sollte. Aber wie immer waren alle Sorgen unbegründet, ohne Fragen stempelte uns der Grenzbeamte die Erlaubnis in den Pass, musterte uns nicht einmal sonderlich interessiert, auch wenn wir an diesem Tag wohl die einzigen Europäer im Raum waren. Es lief alles reibungsloser als jeder Behördengang in Deutschland zuvor. 

Unser erster Halt war Georgetown im Staat Penang. Wieder eine Insel, wie schon zuvor so oft in Thailand, aber doch eine ganz andere Welt. Auch wenn die malayische Kultur sich als ein Schmelztiegel verschiedenster asiatischer Kulturen, wie Chinesen und Indern herausstellen sollte, herrschte hier der Islam vor. Stärker als vorher fühlten wir uns von tadelnden Blicken verfolgt, auch wenn wir stets versuchten uns zu bedecken. An der Promenade, an der wir abends saßen setzen sich Menschen immer wieder ganz nah an uns heran, um sich ein Foto mit uns zu erschleichen, trotz guter englischer Sprachkenntnisse vermied man den Kontakt. Als wir herausfanden, dass Georgetown auch ein beliebtes Kreuzfahrer-Ziel war und an guten Tagen von Touristenschwärmen ähnlich hungrigen Heuschreckenschwärmen heimgesucht wurde, konnten wir die mentale Distanz der Einheimischen verstehen. Man möchte sich eben nicht auf Menschen einlassen, die die eigene Kultur so schnell in sich hin einschaufeln und verdauen wollen, wie billiges Fast-Food.

Zu meinem Geburtstag gönnten wir uns ein paar Tage Stillstand. Wir genossen Georgetowns interessantes architektonisches Stadtbild, die vielen Wandmalereien und besonders das hervorragende Essen. Sogar einen Kinobesuch gönnten wir uns. Das Highlight war jedoch ein zweitägiger Aufenthalt in der Nähe des Bati Ferringhi Beachs in einem schnuckeligen Guesthouse umgeben vom Nichts. Wenn wir nicht durch das Dörfchen und den umliegenden Urwald wanderten saßen wir abends draußen vor dem Guesthouse und lauschten den unzähligen Vögeln, Zikaden und Geckos, die in die Nacht hineinriefen. Und während wir mit einem Bier in der Hand der Natur lauschten, merkten wir mal wieder, dass es manchmal nichts schöneres gibt, als ein bisschen Ruhe und Frieden in der Natur. Das hier war die Belohnung, die Kirsche auf der Sahnehaube, die das Reisen an sich schon ist.

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