Vietnam in einem Monat – Soviel zu sehen & so wenig Zeit

Nur ein Tag blieb uns in Ho Chi Minh Stadt, bevor wir unseren Bus nach Phnom Penh in Kambodscha nehmen mussten. Das Ticket hatten wir schon vor einem Monat gebucht als Weiterreisenachweis, nun kam es uns vor als hätten wir es erst gestern gekauft. Mit einem Tag konnten wir der riesigen Stadt natürlich kein bisschen gerecht werden und Ziele wie Vung Tao und Con Dao mussten wir direkt ganz streichen. Wir hatten die Zeit unterschätzt und gedacht wir könnten auch den Süden dieses wunderschönen Landes zumindest grob abdecken, aber das war weit gefehlt. Den Weg Richtung Süden traten wir von Tam Coc bei Ninh Binh an, dort verfrachtete uns die liebenswerte Familie in deren Guesthouse wir die letzten paar Nächte verbracht hatten in einen Nachtbus, der uns bis nach Hue bringen sollte. Es war noch immer recht kalt hier oben und wir freuten uns zugegeben sehr darauf, die Pullover bald wieder in den Rucksäcken verschwinden zu lassen. 

Der Wunsch nach Wärme wurde uns fraglos erfüllt je weiter wir in den Süden vordrangen. In Hoi An war das Wetter schon wieder so tropisch, dass an warmer Kleidung kein Bedarf mehr war. Ähnlich wie der durchschnittliche Deusche dem tristen Winterwetter nur zu gerne entflieht sind auch wir eher den südländischen Temperaturen geneigt mit viel Sonnenschein und blauem Himmel. Da aber die ersten zwei Wochen in Vietnam deutlich näher am deutschen Winter dran waren, als es uns lieb war, kamen die warmen Tage wie gerufen. So hatten wir viel Zeit für Radtouren ans Meer und Spaziergänge durch die wunderschöne Altstadt in Hoi An, die besonders bei Einbruch der Nacht mit ihren unzähligen leuchtenden Laternen und Booten zu begeistern weiß. Von Hoi An aus brachte uns ein weiterer Nachtbus nach Nha Trang, eigentlich nur als kurzer Zwischenstopp geplant, blieb diese Stadt unser letzter Stopp vor Saigon. Wir kamen zwei Nächte in einem besonders schönen Hotel unter und genossen ein paar Tage einfach nur das Meer und den Strand. Man tendiert dazu den Stress zu unterschätzen, den einem das schnelle Reisen macht. Ist man zu schnell unterwegs hat man keine Möglichkeit mehr das Gesehene ordentlich zu verarbeiten und in sich aufzunehmen.

Vorgenommen hatten wir uns, uns immer soviel Zeit für ein Land zu lassen, wie es uns das Visum erlaubt. Vietnam war, abgesehen von Thailand, hier das erste Land, in dem wir merkten, dass diese Zeitspanne deutlich zu kurz war, um das ganze Land zu erkunden. Darüberhinaus war Vietnam bis jetzt aber auch unser günstigstes Reiseziel, mit knapp 450€ pro Person reisten wir in einem Monat von Norden nach Süden und verzichteten dabei gefühlt auf garnichts. Wir hatten wunderschöne Unterkünfte mit fürsorglichen Gastfamilien, besuchten viele bekannte Sehenswürdigkeiten und profitierten vom hervorragenden Busnetz zwischen den großen Städten. Besonders die Schlafbusse waren so komfortabel und günstig, dass wir uns Transportmittel von ähnlicher Qualität für die ganze Reise gewünscht hätten. Auch wenn die Busfahrer mit ihrer rüden Fahrweise einem beizeiten das Blut in den Adern gefrieren ließen. 

Wieder einmal steht man mehr vor dem Problem, dass die Reise so einfach und problemlos war, dass kaum Geschichten gibt, um einen Bericht lesenswert zu machen, wie man unschwer erkennen kann. Doch eine kleine Anekdote gibt es noch, bevor nachher das fade Gefühl bleibt, man habe seine Zeit verschwendet diesen Artikel zu lesen: In Hoi An buchten wir unser Busticket in einer Reiseagentur, normalerweise hatten wir das immer in der Unterkunft oder direkt am Busbahnhof gemacht. Dieses Mal waren wir zu faul zum Laufen gewesen. Vor der Abfahrt wurden wir in einen Van voller Vietnamesen gepackt und zum Abfahrtsort an den Stadtrand kurschiert. Dort lud uns der Fahrer aus und sagte uns wir sollen kurz auf ihn warten. Wir warteten bereits eine knappe Stunde als erneut ein Reisebus vor uns hielt, zuvor waren immer wieder Busse gekommen und gefahren. Wir standen mittlerweile alleine auf dem Bürgersteig also fragten wir nach einem Bus nach Nha Trang und stiegen einfach dazu. Wir hatten es uns gerade gemütlich gemacht, da holte uns der Fahrer wieder raus. Der Mann von der Reiseagentur war zurückgekehrt und hatte uns verzweifelt gesucht. Später im Auto erklärte er uns, dass er uns nicht mit dem lokalen Bus fahren lassen wollte, weil das zu unkomfortabel für uns sei, aber bis heute scheint es uns wahrscheinlicher, dass er uns viel mehr den Einheimischen nicht antun wollte, der eigentliche Bus war nämlich um einiges älter und schlechter als der, in dem wir es uns zuvor bequem gemacht hatten. Das Unerwartete zu erwarten war uns mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen und um ehrlich zu sein ist doch gerade das der Reiz des Reisens, denn in diesen Momenten spürt man erst, wie frei man wirklich ist. Keine Termine, keine Verpflichtungen – wir kommen an, wenn wir ankommen. 

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