Nachdem wir mit der Idee der Weltreise ein bisschen rumgesponnen, sie dann endlich nicht nur als tauglich, sondern als dringend notwendig und realisierbar eingestuft hatten, waren unsere Vorstellungen von ihrer Umsetzung und all den nötigen Vorbereitungen noch schemenhaft. Was packt man ein und wie transportiert man es am idealsten? Welche Impfungen sind nötig und wie stellt man eine Reiseapotheke zusammen? Nach der Lektüre zahlreicher Reiseliteratur war schnell klar: Tipps und Tricks gab es in rauen Mengen, aber kein Patentrezept. Und so fingen wir ungefähr zehn Monate vor der Reise mit den ersten kleinen Schritten an, die uns für den Sprung ins Unbekannte präparieren sollten. Der Sprint in Richtung Hochsprunglatte hatte begonnen.
Doch dieser Sprint war für uns beide nicht identisch, schon alleine aufgrund unserer unterschiedlichen finanziellen und arbeitstechnischen Situation war es nicht möglich die Planungsschritte zeitgleich zu verwirklichen. Ich startete das Jahr 2019 also mit der Auffrischung alter Impfungen und der Recherche, welche Impfungen wohl nötig waren. Da unser Ziel immer noch unklar war und um mich bestmöglich abzusichern versorgte ich mich mit allen Impfungen und vorbeugenden Maßnahmen die irgendwie möglich waren. Bis Mitte September erhielt ich ungefähr 18 Nadelstiche mit kleineren und größeren Komplikationen, wohingegen Kevin die meisten Impfungen erst kurz vor der Reise durchführen lies. Aus Erfahrung können wir jetzt beide sagen, dass sehr viele Impfungen auf einmal schlauchen und diese uns des öfteren arbeitsunfähig ans Bett fesselten. Bleibt nur zu Hoffen, dass die Mühen der zehrenden Vorsorge sich gelohnt haben. Das wird uns nur die Zeit zeigen können.
Ein großer Vorteil des frühen Vorbereitungsbeginns war die Möglichkeit sich entsprechend schnell an die notwendigen Sparmaßnahmen zu gewöhnen. Neben dem Geld, dass man sich gerne monatlich für die Reise zurücklegen wollte, kam es zu vielen erwarteten und unerwarteten hohen Kostenpunkten, die oftmals an den Nerven zehrten, wie zum Beispiel Impfkosten, Ausrüstung, Reisepässe, internationaler Führerschein, Autoreparaturen und verrückterweise auch Verhütung. Immer wieder Kostenpunkte, die klaffende Wunden gerade in meine kleine Reisekasse rissen, aber der daraus resultierenden Schmerz verletzte immer nur unsere tägliche Motivation, niemals den Wunsch die Reise umzusetzen. Ziemlich zeitgleich reduzieren wir uns dann auch räumlich, ich beglückte meine Eltern mit einem Umzug in meine vier Wände aus Jugendzeiten, Kevin zog in eine WG mit einer Freundin und übernahm dort das Zimmer ihrer Schwester, solange diese in England für die Arbeit unterwegs war. Da wir beide ohnehin nur selten zu Hause waren war dieser Schritt für keinen von uns ein großes Opfer.
Weil wir uns mit der Planung der Route nicht wirklich festlegen wollten, war dieser Punkt immer nur ein vages Thema und rückte erst wirklich mit der Entscheidung für den Startpunkt der Route und dem Kauf der Flugtickets nach Bangkok in dem Fokus. Bis jetzt ist unsere Route zwar eine grobe Idee, aber immer wieder kommen uns neue Reiseziele in den Sinn und grundsätzlich kann man keine Wendung für unmöglich halten. Die Freiheit, das Offene, für uns beide hat das einen Reiz, der dem Alltag fehlt, ihn so fad schmecken lässt, dass es den Geist nach neuen Eindrücken gelüstet.
In den Monaten vor der Reise testeten wir dann so einiges, wir kauften uns ein Zelt, das in Zukunft unser Zuhause sein sollte und schliefen dann das erste Mal bei klirrender Kälte und mit atemberaubenden Blick auf die Dolomiten darin. Trotz mangelnder Abdichtung hielt das Zelt stand und gab uns damit eine große Zufriedenheit mit dieser Entscheidung. Wie soviele wichtige Momente stand auch dieser im Schatten eines gesundheitlichen Tiefpunkts natürlich durch die Nachwirkungen einer Impfung. Darüberhinaus verbrachten wir soviel Zeit wie möglich miteinander, um uns langsam an die bald dauerhaft geteilte Zeit zu gewöhnen. Doch trotz einiger allgemeiner Bedenken hatten wir doch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir unser Vorhaben nicht gemeinsam schaffen würden. Manchmal passt es halt einfach und wäre das nicht so gewesen, dann hätten wir wohl so bereitwillig unseren Traum von der Weltreise auch nicht geteilt.
Besonders die letzten Wochen wurden dann noch einmal stressig. Alle Planungen tätigten wir beide neben dem Vollzeitjob und manche Sachen mussten halt auch fristgerecht und frühzeitig erledigt werden. Alle laufenden Verträge kündigen, die Ausrüstung komplettieren, Kreditkarten beantragen und austesten, Vollmachten ausstellen, Versicherungen vergleichen und abschließen, Informationen zu den gängigen Visa-Anträgen sammeln, die Website planen und umsetzen, Arbeitsverhältnisse klären, das Auto verkaufen, den restlichen, überflüssigen Besitz auf Flohmärkten verkaufen und so vieles mehr, das wir zum großen Teil zwar alleine bewältigt haben, bei dem wir aber auch oftmals so tatkräftige Hilfe von unseren Freunden erhalten haben, dass ich mich an dieser Stelle noch einmal bei allen Menschen bedanken möchte, die uns geholfen und uns den Rücken gestärkt haben.
Dies soll nur als kurzer Überblick über die letzten Monate dienen und nicht nur eine Erklärung und Entschuldigung an die Menschen sein, die sich gewundert haben, warum wir so beschäftigt waren, sondern auch eine Einführung für die Menschen, die sich jetzt erst dazu entschlossen haben unsere Reise zu verfolgen. Beizeiten werde ich sicher nochmal ausführlich über einzelne Planungsschritte schreiben. Als vorläufiges Ende dieses kleinen Diskurses bleibt nur festzuhalten, dass trotz aller Schwierigkeiten, trotz aller Tränen und Rückschlage, wir niemals unser Ziel aus den Augen verloren haben. Es war sicherlich schon vor Antritt der Reise nicht immer einfach, aber Alles ist den Kampf wert, wenn das Herz daran hängt.