Das Lächeln der Thailänder oder Die Kunst das Schöne zu sehen inmitten des Chaos

Unwissentlich seiner Bedeutung trifft das Gebet sein Ziel dennoch, die hallenden Gebete der Mönche aus dem Tempel berühren mein Herz, hauchen eine Gänsehaut auf meine Arme und flössen mir eine gewisse Erfurcht ein, als wüsste ich wen die Glaubensbekundungen erreichen sollen und achtete seiner ebenso. So unweltlich dieses Gefühl der Religiösität inmitten der Weltlichkeit Bangkoks auch scheint, ein Mönch, der lächelnd einem Kind beim Spiel zusieht holt mich aus dem Gedanken zurück. Die reichen Goldverzierungen der ansonsten schlicht rot-weiß gestalteten Tempelanlagen laden den Geist zum Träumen ein, der Gesang exotischer Vögel der die Ohren aus den Parkanlagen entlang des Tempels erreicht, macht es schwer ein klares Bild zu zeichnen von den Gegensätzen, die die Stadt vereint. Soeben läuft ein Mönch in Begleitung eines kurzbeinigen Rottweilers mit Glöckchen am Hals an mir vorbei, unverblümt springt der Hund in ein tadellos gepflegtes Blumenbeet, die Männlichkeit beinahe bis an die Sprunggelenke baumelnd und erleichtert sich. Der Mönch beobachtet dies und lächelt nur versonnen. Schwerlich kann man sich auch nur vorstellen, wie ein Ruf zu deutscher Ordnung und Sauberkeit diese friedvolle Situation entzaubern könnte. Das Tier hat seine Rechte, im buddhistischen Glauben sind wir alle gleich und darüberhinaus auch um einiges gelassener, wir sollten uns ein Beispiel daran nehmen. Am Ende des Tages lachen wir alle gleich und lieben alle gleich. Wir tun es alle nur viel zu selten.

Wat Ratchanatdaram

Vor den Toren tobt eine Millionenstadt, dass man sich inmitten dieser befindet, ist im Mantel dieses religiösen Schutzwalls kaum vorstellbar. Und dennoch, verlässt man die Anlage findet man sich wieder in einer Stadt, deren Straßen und Wege so verschlungen und eng sind, wie die Windungen der unzähligen Kabel und Leitungen, die in großen Ballen an Straßenecken die Lebensadern dieser Großstadt bilden. Der Zauber, der der Tempelanlage innewohnt entgleitet dem Betrachter schnell, wenn man versucht jeden Vorgang auf den Straßen zu verfolgen. Der Lärm unzähliger Motorroller, TukTuks, Busse und Taxen und die zahllosen Ereignisse in Straßen und Gassen vereinnahmen den Geist. Nimmt man sich aber die Zeit und betrachtet eine Szene gesondert vom Rest, dann erkennt man den Zauber auch hier: Die Menschen lächeln viel, lachen zusammen, sind fröhlich und scheinen sich nicht so sehr an Selbstmitleid und Unzufriedenheit zu mästen, wie wir es in Deutschland gerne tun. Dankbarkeit für das Leben, in das man eben geboren wurde, ändern kann man es eben doch in den wenigsten Fällen. Und diese Freude kann anstecken, wenn man die Welt in sein Herz lässt. Ich würde natürlich lügen, würde ich behaupten, dass mir das alles leicht fiele. Loszulassen ist kein einfacher Prozess, gleich dem Lösen von alten Gewohnheiten, aber auf die eine oder andere Weise scheint es den asiatischen Menschen einfach leichter zu fallen, das Unwesentliche und das Hässliche auszublenden. Ein Hindernis für meine deutsche Ästhetik, gehört mit der Kunst der Beschwerde der besondere Augenmerk auf alles Hässliche und Anstrengende doch zu meinem heimatlichen Kulturgut.

Ansonsten ist Bangkok bemüht alle Erwartungen zu erfüllen, die man als Deutscher an diese Stadt hat. Die Straßen sind mit Leben gefüllt, an allen Ecken sind kleine überfüllte Läden, die zu Thaimassagen, gutem Essen und zum Kauf diverser Kleinigkeiten für die Touristen einladen wollen. An den Straßenrändern hoffen TukTuk-Fahrer und Straßenhändler mit fahrbaren Essensständen die Menschen für ihre Dienste und Waren begeistern zu können. Immer wieder muss man den Einheimischen Geschäfte ausschlagen, da diese in solcher Fülle angeboten werden, dass man unmöglich allen gerecht werden könnte, selbst wenn man es gerne wollte. Kuriositäten wie geröstete Insekten gehören ebenso selbstverständlich ins Stadtbild, wie die unzureichend wirkende überirdische Verlegung unzähliger Kabel, wie die Menschen, die einen so offen ansprechen und die Hand zum Gruß reichen, nur erscheinen all diese für deutsche Menschen so absurd scheinenden Besonderheiten hier als völlig normal. Zu diesem Zeitpunkt als wir in Bangkok sind müssen wir die Stadt dennoch nicht mit übermäßig vielen Touristen teilen. Viele asiatische Länder haben, so wurde uns erzählt, wohl gerade Schulferien und so ist die Stadt zwar randvoll mit Chinesen und Japanern, aber andere Europäer treffen wir zu unserem Glück nur äußerst selten.

Bangkok

Überraschend war für uns die Sauberkeit der Stadt. Unfairerweise rechnet man als Deutscher immer damit, dass in ärmeren Ländern die Städte verdreckt und voller Ungeziefer seien. Bangkok enttäuschte uns in dieser Hinsicht extrem, als langjähriger Pendler nach Köln und nachdem wir in den letzten Tagen etwa vierzig Kilometer zu Fuß durch Bangkok gewandert sind, kann ich nun sagen, dass es in Köln in vielen Ecken um einiges dreckiger ist als in den ärmeren Vierteln in Bangkok. Was das Ungeziefer betrifft, so haben wir hier nur eine einzige Schabe gesehen, selbst in Rom habe ich abends mehr von diesen kleinen Krabbeltieren auf den Straßen gesehen und die Anzahl der Ratten, die wir in den letzten Tagen sahen deckt sich ziemlich mit den Sichtungen, die ich auch in meiner Heimatstadt hatte. Insgesamt war die Tierwelt aber doch um einiges reicher als bei uns, des öfteren flatterten wunderschöne gelbe Schmetterlinge vor uns her und beim Besuch eines größeren Parks konnten wir Bengal-Warane mit Schildkröten in den Teichanlagen schwimmen sehen während diverse exotische Vogelarten um uns herum mit ihrer reichen Stimmvielfalt dem Moment eine besondere Stimmung verliehen. Ein Besuch in Bangkok ist also mehr als empfehlenswert, die Stadt bietet von Möglichkeiten zu interessanten Naturbeobachtungen über eine reiche kulturelle Vielfalt bis hin zu günstigem, aber unglaublich leckerem Essen jedem Reisenden eine Seite, in die man sich verlieben kann. Für mich bleibt es das Lächeln der Thais, das mir diese Tage in so guter Erinnerung halten wird.

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